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14 Feb
14Feb

Angesichts der steigenden Nachfrage nach nachhaltigen Finanzprodukten, die den ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales, Unternehmensführung) entsprechen, hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) eine Marktstudie durchgeführt. Diese Studie beleuchtet die Quellen von ESG-Daten und die Verfügbarkeit von ESG-Ratings, die von deutschen Vermögensverwaltern genutzt werden.

Verwendete Datenanbieter

Es zeigt sich, dass die meisten Informationen direkt von den Unternehmen stammen, in die investiert wird, basierend auf deren Berichterstattungs- und Transparenzverpflichtungen. Dennoch greifen 83% der befragten 30 Asset Manager auf Daten von externen Dienstleistern zurück. Zu den führenden Anbietern zählen:

  • MSCI (84%)
  • ISS (44%)
  • Bloomberg (28%)
  • Sustainalytics (20%) und
  • Solactive (20%).


Darüber hinaus finden bei einer kleineren Anzahl von Asset Managern auch JPMorgan, Qontiqo Stox, Morningstar, Refinitiv, ClarityAI, Moody's, Trucost, S&P, Markit iBox, Vigeo Eiri, SOF Ltd, Rimes, FactSet, GRESB, Carbon4Finance, CDP oder auch Cirium Einsatz.

Dabei setzen mehr als 70% der befragten Unternehmen auf die Dienste von mehr als einem Anbieter. Einzig im Segment der alternativen Investments, einschließlich Immobilienfonds, verlassen sich die Manager vorwiegend auf intern gesammelte Daten.

Herausforderungen

Ein kritischer Punkt ist, dass 81% der Asset Manager die Kosten für diese externen Daten als unverhältnismäßig hoch empfinden. Als Durchschnittskosten werden hier aktuell rund EUR 48k pro Jahr angegeben. Zudem haben 87% umfassende Qualitätskontrollen und Plausibilitätsprüfungen für die Daten eingeführt, wobei fast zwei Drittel (62%) die Qualität der verfügbaren Daten als unzureichend bewerten.

Ein besonderes Problem im Bereich der ESG-Ratings ist die mangelnde Vergleichbarkeit der Informationen von verschiedenen Anbietern, bedingt durch unterschiedliche Bewertungsskalen, Maßstäbe und Gewichtungen einzelner Faktoren. Lediglich etwa 30% der Studienteilnehmer greifen hier auf ein eigenes Ratingverfahren zurück.

Regulatorische Initiativen

Das geplante zentrale europäische Zugangsportal (ESAP) der EU könnte mittel- bis langfristig zu einer verbesserten ESG-Datenabdeckung beitragen. Dieses Portal soll als öffentliche Plattform dienen, auf der Unternehmen ihre ESG-Daten in einem standardisierten Format bereitstellen. Dies würde es Nutzern wie Kapitalverwaltungsgesellschaften, Investoren oder Ratingagenturen ermöglichen, nachhaltigkeitsbezogene Unternehmensdaten frühzeitig und einheitlich zu erhalten.

Darüber hinaus könnte der Entwurf der Europäischen Kommission zur Regulierung von ESG-Ratingaktivitäten, der Transparenz- und Governance-Anforderungen an die Ratinganbieter stellt, einige der in der Marktstudie angesprochenen Probleme adressieren. Der Entwurf zielt darauf ab, die Qualität und Integrität von ESG-Ratings zu verbessern und die Unabhängigkeit sicherzustellen, während potenzielle Interessenkonflikte vermieden werden sollen. Allerdings macht der Entwurf keine inhaltlichen Vorgaben zur Methodik der ESG-Ratings, was bedeutet, dass Asset Manager weiterhin mit der Herausforderung der geringen Vergleichbarkeit von Ratings verschiedener Anbieter konfrontiert sein könnten.

Und wie geht es weiter?

Für die betroffenen Unternehmen - neben Asset Managern natürlich auch Banken und Versicherungen - bedeutet dies neben allen bereits angesprochenen Herausforderungen vor allem eines: Eine proaktive Beteiligung an der Entwicklung der neuen regulatorischen Standards, z.B. durch Teilnahme an den entsprechenden Konsultationsverfahren, verspricht perspektivisch den größten Erfolg. Weiterhin sollten die gewählten Datenanbieter auf Grundlage der laufenden Erfahrungen regelmäßig überprüft werden.